Einführung
Die reizvolle Lage des Städtchens Radebeul bei Dresden, zwischen Elbtal und Weinbergen gelegen, auch Sächsisches Nizza genannt, die benachbarten Moritzburger Teiche, die milde Hügellandschaft Thüringens, aber auch Reisen in den Mittelmeerraum sind Inspiration für die Malerei von Karen Graf. Deren seit Mitte der 1980er Jahre entstandene Werk der Malerin Karen Graf gleicht mit seinen Landschaften, Stillleben, Interieurs und Bildnissen einem kostbaren Schatz. Dem Betrachter erschließt sich eine stille, introvertierte, oft poetisch-melancholisch eingefärbte Bildwelt, die von alltäglichen und erinnerten Augenblicken erzählt.
Karen Grafs Weg zur Malerei vollzog sich mit Hindernissen. Nach dem Abendstudium von 1982 bis 1985 an der Dresdner Kunsthochschule bei Agathe Böttcher und Fritz Panndorf blieb ihr ein Studienplatz der Malerei in Leipzig verwehrt. Doch neben verschiedenen Tätigkeiten zum Broterwerb arbeitete sie unbeirrt an ihrem künstlerischen Weg.
Als Karen Graf 1988 ihren späteren Ehemann, den Maler Peter Graf, kennenlernte, verinnerlichte sie den Geist der Unabhängigkeit, der sich seit den 1950er Jahren in dessen Freundeskreis bewahrt hatte. Im Mittelpunkt standen schöpferische Gegenwelten zu den bestehenden gesellschaftlichen Realitäten. Unabhängigkeit und Unbeirrtheit prägen das malerische Werk Karen Grafs von Beginn an. Es ist Ergebnis ihres intensiven Schauens, Erlebens und Selbstbefragens, durchdrungen von innerer Schönheit, von humanem Geist und einem außergewöhnlichen Klangempfinden.
Peter Graf fand früh zur Malerei. Bereits als 12-Jähriger lernte er Zeichnen bei Karl Michel in Zwickau. Nach dem frühen Tod des Vaters siedelte die kleine Familie 1952 nach Dresden um. Peter Graf besuchte den Zeichenkurs von Heinz Drache und lernte 1953 Jürgen Böttcher kennen, heute unter seinem Künstlernamen Strawalde nach seinem Geburtsort Strahwalde in der Oberlausitz bekannt. Das 1956 begonnene Studium der Malerei in Berlin-Weißensee endete für Peter Graf abrupt nach einem Jahr wegen systemkritischer Äußerungen. Doch die Berliner Zeit erwies sich trotz erfahrener Repressalien als fruchtbar. Riskante Aufenthalte in West-Berlin eröffneten dem Künstler die Malerei von Beckmann, Picasso, Rousseau, Manet und Cezanne sowie die Welt des Jazz.
Zurück in Dresden 1957 wurde der Freundeskreis um Peter Herrmann, Winfried Dierske, Ralf Winkler, alias A.R. Penck, Peter Makolies, Agathe und Jürgen Böttcher zum Refugium des Künstlers. Bei regelmäßigen Treffen diskutierte man über Musik, Film, Literatur und Kunst. Peter Grafs besondere Lebenssituation unterschied ihn von den meisten seiner Künstlerfreunde. Fast drei Jahrzehnte arbeitete er körperlich hart in verschiedenen Berufen, fuhr Traktoren, Gabelstapler, Last- und Tankwagen, war Transport- und Lagerarbeiter. In dieser Zeit malt Peter Graf immer nach Feierabend. Erst 1985 wagt er den Schritt in die freischaffende Künstlertätigkeit.
Seine poetisch aufgeladenen Werke leben von ihrer traumhaft- surrealen Atmosphäre, von ihrer Verfremdung und ihrem augenzwinkernden Hintersinn, aber auch von ihrer Sehnsucht und Melancholie. Es ist eine stille kultivierte Malerei. Neben dem Porträt und dem Stillleben mit Gegenständen des Alltags liebt Peter Graf die Allegorie. Bis in die Abstraktion hinein entwickelte Kompositionen zeugen von einem Künstler, dessen Bildschöpfungen immer wieder überraschen und dem Maler sichtlich Vergnügen bereiten.