Heinrich Zille

Als echtes Berliner Original schilderte »Pinselheinrich« sozialkritisch, humorig und anteilnehmend zugleich das Milieu der Berliner Arbeiterviertel und Hinterhöfe. Mit besonderer Hingabe zeichnete er Kinder, kombinierte seine Zeichnungen mit derben Dialogen in typischem Dialekt und machte gerade um Deftiges oder gar Zotiges keinen Bogen, was durchaus pornografisch zu nennende Bilderfolgen wie die »Hurengespräche« eindrücklich belegen.

Heinrich Zille

Vita

1858 in Radeburg bei Dresden geboren
1861 Umzug der Familie nach Dresden
1868-1875 nach der Ansiedlung der Familie in Berlin zunächst Lehre bei dem Steinzeichner Fritz Hecht
daneben Studien bei Theodor Hosemann und Carl Domschke an der Königlichen Kunstschule in Berlin
1875-1877 Tätigkeit als Werbegrafiker und Retuscheur unter anderem als Geselle in der Lithografieanstalt Winckelmann & Söhne, wo er sich mit zahlreichen Drucktechniken vertraut machte
1877-1880 Geselle für fotografische Retusche bei der Photographischen Gesellschaft Berlin am Dönhoffplatz
1880-1882 Militärdienst als Grenadier beim Leib-Grenadier-Regiment in Frankfurt (Oder) und als Wachsoldat im Zuchthaus Sonnenburg
1882 Entlassung vom Militär und Wiederanstellung in der Photographischen Gesellschaft Berlin
1883 Heirat mit Hulda Frieske in Fürstenwalde, zur Welt kommen die Kinder Margarete (1884), Hans (1888) und Walther (1891)
1892 letzter Umzug in eine Dreizimmerwohnung der Sophie-Charlotten-Straße 88 in Berlin-Charlottenburg
1903 Mitglied in der neu gegründeten Berliner Secession
Beginn der Mitarbeit an der Münchner Satirezeitschrift »Simplicissimus«, ab 1905 Illustrationen für die »Jugend« und die »Lustigen Blätter«
1906 Mitglied im Deutschen Künstlerbund (DKB)
1907 nach 30 Jahren Entlassung aus der Photographischen Gesellschaft wegen seiner sozialkritischen Grafik
seitdem freischaffend als Grafiker, Zeichner und Illustrator tätig
1908 erste Edition seiner volksnahen Milieuzeichnungen mit »Kinder der Straße« und »Berliner Rangen« in der Reihe Künstlerhefte vom Verlag Dr. Eysler & Co. Berlin
1909 der Erfolg der Mappe »Zwölf Künstlerdrucke« mit Heliogravüren von Handzeichnungen und Radierungen sorgt für überregionale Bekanntheit
1910 Menzelpreis der Berliner Illustrirten Zeitung
1913 Austritt aus der Berliner Secession und Neugründung der Freien Secession, gemeinsam mit seinem langjährigen Förderer Max Liebermann
1914 Edition des gefeierten Bildbandes »Mein Milljöh«
1921 Erwerbung von Zeichnungen durch die Berliner Nationalgalerie
1924 Ernennung zum Professor und Mitglied der Preußischen Akademie der Künste
1928 Retrospektive »Zilles Werdegang« im Märkischen Museum Berlin