Carlfriedrich Claus
Mit seinen vor allem kalligrafisch aufgefassten und inhaltlich philsophisch veranlagten Arbeiten nimmt der Literat und Künstler Carlfriedrich Claus einen bedeutenden Rang in der avantgardistischen Kunstlandschaft ein.

Vita
1930 | in Annaberg geboren |
1941 | seitdem Beschäftigung mit Kunst (Picasso, Legér, Schmidt-Rottluff, Klee, Kandinsky, Lissitzky) und Philosophie (Marx, Steiner, Kropotkin, Bloch) |
Aneignung des hebräischen und kyrillischen Alphabeths im Selbststudium | |
1944 | Tod des Vaters |
1945-1948 | Lehre als Einzelhandelskaufmann / Kunsthändlers |
Mitarbeit in der elterlichen Papierwerkstatt und Kunsthandlung | |
1950 | seitdem regelmäßige Fahrten nach West-Berlin, Dresden und Leipzig |
Bekanntschaft mit dem Kunsthistoriker Will Grohmann in West-Berlin | |
Briefkontakt zu Hans Arp, Fritz Winter und Bernard Schultze | |
1951 | seitdem Gedichte (Klang-Gebilde); Auseinandersetzung mit der Kunsttheorie des 20. Jahrhunderts und jüdischer Religionsphilosophie |
1953-1954 | Mitarbeit an der ″Volksstimme″ in Karl-Marx-Stadt |
1956 | Ästhetische Texte zur zeitgenössischen Kunst und Musik |
″Picasso und die Frage der Verständlichkeit″ erscheint in der Zeitschrift ″Bildende Kunst″ | |
1957-1958 | Arbeit an gestischen Notationen, automatisches Tagebuch und an Papiercollagen |
1959 | Aufgabe des elterlichen Geschäfts |
Erste akustische Arbeiten mithilfe eines Spulentonbandgerätes (Sprecherexerzitien: konstellative Artikulationen und dynamische Koartikulationen) | |
Buchstabenkonstellationen auf der Schreibmaschine (Letternfelder, Phasenmodelle) sowie schreibgestische Arbeiten (Kreisungen, Vibrationstexte) | |
Beginn der lebenslangen Freundschaft mit dem Dichter Franz Mon | |
1960 | Intensiver Briefwechsel mit dem Dadaisten Raoul Hausmann |
seitdem Freundschaft mit Werner Schmidt, Direktor des Kupferstich-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) | |
Brieffreundschaften mit den französischen Künstlerpaaren Ilse und Pierre Garnier und Nela und Alain Arias-Misson | |
Beginn der Arbeit an den sogenannten ″Sprachblättern″ | |
1961 | Einschränkung seiner Reisefreiheit durch den Mauerbau |
erste Versuche des doppelseitigen Schreibaktes (ein auf Vorder- und Rückseite beschriebenes und bezeichnetes Transparentpapier) | |
1962 | seitdem erste Ausstellungserfolge in Westeuropa ″Skripturale Malerei″ |
1963 | Zyklus ″Geschichtsphilosophisches Kombinat″ |
1964 | Veröffentlichung des grundlegenden theoretischen Textes ″Notizen zwischen der experimentellen Arbeit - zu ihr″ in Frankfurt / Main |
Zunehmende Restriktionen der DDR-Behörden | |
1966 | seitdem Kontakt zu dem Berliner Kunstkritiker Lothar Lang |
1968 | Beschäftigung mit Lithografie |
1969 | Tod der Mutter |
Verband Bildender Künstler in Karl-Marx-Stadt stuft seine Sprachblätter als ″antisozialistisch″ und ″antihumanistisch″ ein | |
1972 | Beginn der Freundschaft mit Christa und Gerhard Wolf |
Beginn der Arbeit an Transparenten und beidseitigen Offsetlithografien | |
1977 | Mitarbeit in der nonkonformistischen Künstlergruppe und Produzentengalerie ″Clara Mosch″ in Karl-Marx-Stadt / Adelsberg |
durch Einfluss Thomas Ranfts Beschäftigung mit der Radierung; ″Aurora-Mappe″ erscheint im Verlag der Kunst Dresden | |
1978 | 2. Preis der Grafik-Biennale in Krakau |
1980 | seitdem erneute Hinwendung zu akustischen Arbeiten |
1982 | Parallel zum visuellen Werk Arbeit mit Sprechoperationen und Lautprozessen, dem russischen Futurismus (Chlebnikow, Krutschonych) und dem Schamanismus |
1988 | Grafikmappe ″Aggregat K″ erscheint im Verlag der Kunst Dresden |
1989 | seit der politischen Wende erfährt Claus' Werk große öffentliche Resonanz und Anerkennung |
Max-Pechstein-Preis der Stadt Zwickau | |
1991 | Mitglied der Akademie der Künste Berlin |
Ehrenprofessur des Freistaates Sachsen | |
1993 | Umzug von Annaberg nach Chemnitz |
Rundfunkproduktionen (Lautaggregat, WDR 1993; Basale Sprech-Operationsräume, BR 1996) | |
Jerg-Ratgeb-Preis | |
1994 | wird Ehrenbürger von Annaberg-Buchholz |
1997 | Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschlands |
1998 | Auftrag zur Ausgestaltung der Wandelhalle im Deutschen Bundestag im Reichstagsgebäude Berlin |
Gerhard-Altenbourg-Preis | |
stirbt am 22. Mai in Chemnitz | |
auf seinen Wunsch hin kommt sein Nachlaß in die Kunstsammlungen Chemnitz | |
1999 | Gründung der Stiftung Carlfriedrich Claus-Archiv in den Kunstsammlungen Chemnitz |