Klaus Drechsler - Wachwitzer Elegien | Ausstellung | Galerie Himmel

Klaus Drechsler - Wachwitzer Elegien

Ausstellung  |  18. April - 30. Mai 2015

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Einführung

Klaus Drechsler ist kein Freund der schrillen Töne. Nicht von ungefähr gehören das Stilleben und der verlassen scheinende ländliche Lebensraum zu seinen Hauptthemen. Er ist ein Magier des Lichts, der aus der Tiefe seiner vielschichtig und komplex angelegten Farbarbeiten ein kaum für möglich gehaltenes Leuchten der Dinge hervorbringt.

Hineingeboren wird Klaus Drechsler in eine Landarbeiterfamilie, die nach Kriegsende
ihre Heimat Schlesien verlassen muss. Die Erlebnisse durchziehender, mitunter völlig verrohter deutscher und sowjetischer Truppen überschatten Drechslers frühe Jahre.
Von diesen, zum Teil traumatischen Erlebnissen bleibt ihm eine Verletzlichkeit, eine Feinfühligkeit und Hellhörigkeit, die seine Sinne schärft und Voraussetzung für sein künstlerisches Schaffen wird. Die Kindheit und Jugendverbringt Klaus Drechsler in der Lausitz. Später lässt er sich im idyllischen Wachwitz, am Stadtrand  von Dresden, nieder. Im Wachwitzgrund, einer mit Felsen und bewaldeten Hängen um den Gönnsdorfer Bach gebildeten Schlucht, lebt und arbeitet Klaus Drechsler noch heute. In diesem Umfeld entsteht sein unverwechselbares, kostbares Werk.

Klaus Drechslers großes malerisches und grafisches Werk wuchs durch die Jahrzehnte kontinuierlich, ohne innere Brüche, eigenständig, unabhängig und doch in ständiger Auseinandersetzung mit der Kunst- und Zeitgeschichte. Dreh– und Angelpunkt ist seine Auseinandersetzung mit dem Kreislauf von Werden und Vergehen. Ihn faszinieren Spuren gelebten Lebens. Seine Grundmotive sind denkbar unspektakulär und dem Alltag entnommen: Im Antlitz greiser Menschen, in der Darstellung verlassener Gehöfte, in Brot und reifer Frucht findet Klaus Drechsler geeignete Metaphern für die Vanitas. Er zeigt die Dinge in ihrer irdischen Schönheit wie Vergänglichkeit. Seine Bilder führen zum Innehalten, zum Befragen. Gedeckte, sanft aufleuchtende Farben bestimmen sein kostbares Kolorit, das den Belichtungen und Verschattungen des Lebens entspricht und dem Dargestellten zu einem Eigenleben verhilft.

Auf seinen Ölgemälden hält Klaus Drechsler diese Eindrücke nahezu reliefartig fest. Schichtweise liegen die Farben Grau, Blau, Braun, Grün, Gelb und Ocker übereinander. Farbreich und doch gedämpft, mit sanften Übergängen von Licht und Schatten, entsteht ein stiller Klang, der von einer tiefen Achtung gegenüber dem Bildgegenstand zeugt.
Mit seinem Geburtsjahr 1940 gehört Klaus Drechsler zu einer Generation von Künstlern, deren Werk einen leisen Ton anstimmt - einen Ton, den Diether Schmidt einmal mit Blick auf seine Arbeiten als „Kunst des Leise sagens“ beschrieb.

Klaus Drechsler ist ein Künstler, der stets mit Modell oder Motiv arbeitet. In seiner winzigen „Werkstatt-Hütte“, wie sie Dieter Hoffmann freundschaftlich bezeichnet, füllen Skizzenhefte und Stöße von Zeichnungen Mappen und Zeichnungsschrank. Darin aufgehoben sind Arbeiten zu Themen wie „Faust“, zu „Don Quichotte“, zum „Totentanz“, zu Themen der antiken Mythologie, zum Christentum, zur Allegorie, aber auch Landschaften, Stilleben
und Porträts.

Neben Malerei und Zeichnung finden seit Mitte der 1990er Jahre zunehmend plastische Arbeiten, vor allem Bronzen, Eingang in Drechslers Werk. Hierzu gehören Themen wie Fruchtbarkeit und Schwangerschaft, der Mythos des gegen Windmühlen vergeblich kämpfenden „Don Quichotte“, die Doppelgesichtigkeit des „Janus“, der um seine Liebe hoffnungslos musizierenden „Orpheus“ sowie der Mythos von „Charon“, dem greisen Fährmann, der über den Totenfluss Styx in das Reich der Unterwelt geleitet.

                                                                                                                                             Anja Himmel

Galerie Himmel

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