Helmut Heinze und Hans Steger - Aus einem Geiste

Aus einem Geiste – Helmut Heinze & Hans Steger

Ausstellung  |  6. Mai – 17. Juni 2017

Rundgang   |   Künstler   |   Highlights   |   Einführung   |   Laudatio   |   Presse 

Helmut Heinze

Porträts und Figuren im Werk des Bildhauers Helmut Heinze sind Zeugnis eines meisterhaften, sensiblen Porträtisten und tief reflektierenden Künstlers. Den ewigen bildnerischen Konstanten von Raum und Körperlichkeit, von Maß und Statik ausgesetzt,
ringt er um die Psychologie seiner Figuren. In klein- und mittelformatigen Statuetten fand Helmut Heinze schließlich sein Hauptthema, den Knabenakt. Mit auffallend gestreckten Proportionen verlieh er dem Aufstrebenden und noch etwas Ungelenken Ausdruck. Seine Knaben mit großen, im Boden wurzelnden Füßen wachsen förmlich empor, ihre Körper fühlen in den Raum hinein, beginnen zu atmen, Materie wird zu Geist. Für Helmut Heinze steht „der Jüngling als Erkennender an der Schwelle des Lebens.“ In dessen zaghafter Schrittstellung ist ein Innehalten lesbar, das auch als Nachdenklichkeit des Künstlers
über Standhaftigkeit und Gehen in einer Zeit zu begreifen ist, die künstlerische Freiräume stark einengte.

Anregungen erhielt Helmut Heinze von seinem Lehrer Hans Steger, dessen Kunst tief in den Anschauungen von Wilhelm Gerstel wurzelt. Intellektuelle Impulse verdankt er dem Maler Bernhard Kretzschmar, der ihm beim „Geradestehen und Einstehen für echte Werte in der Kunst und im Leben“ darin bestärkte, aus der Unverwechselbarkeit des Persönlichen und der erlebten Realität eine Form zu schaffen, die ganz dem Ideal der Humanismus verpflichtet ist. Helmut Heinzes leises und eindringliches Werk lebt von einer „Psychisierung der Materie“, die eine geistige Dimension sichtbar zu machen vermag.

Hans Steger

„Kunst ist eine Sache allertiefster Menschlichkeit, eine Probe auf den Feingehalt von Geist und Seele.“ Diesen Gedanken von Ernst Barlach, der auch für das Werk von Hans Steger
gelten kann, griff dieser in einem Aufsatz über seinen „geistigen Vater“ Wilhelm Gerstel auf, dessen Schüler er mit Fritz Cremer, Waldemar Grzimek und Gustav Seitz war. Neben Gerstel war es besonders Wilhelm Lehmbruck, der das Werk Stegers inspirierte. Er folgte Lehmbrucks künstlerischer Auffassung über Plastik: „Alle Kunst ist Maß; Maß gegen Maß, das ist alles. Daher muß eine gute Skulptur wie eine gute Komposition gehandhabt werden [...], daher kann man auch nicht das Detail negieren, sondern das Detail ist das kleine Maß für das große.“ Hans Steger schuf ein überschaubares, sehr dichtes Oeuvre. Seine feinnervigen Gestaltungen reiften über lange Zeiträume hinweg, stets auf der Suche nach künstlerischer Vertiefung.  Aufwendig gebaute Gerüste wurden zur Grundlage seiner figurativen Arbeit und zeugen von handwerklicher Akribie.

Porträtplastiken, wie den Kopf „Meine Mutter“ von 1951, behandelte Hans Steger als eine Art „angewandte Psychologie, mit den Mitteln der Bildhauerei“. Neben diesen Bildnissen, die Maßstäbe in der Porträtkunst setzten, stehen figürliche Plastiken, vor allem weibliche Akte. Eine seiner letzten Arbeiten, die komplex aufgebaute Figur „Aufsteigende“ von 1965-68, ist die Summe seiner zeichnerischen und plastischen Naturstudien, entstanden ohne Modell, allein aus der inneren Vorstellung heraus. Der spannungsreiche Wechsel von maßvollem Volumen und stark verjüngten Gliedern verleiht dem Werk große Virtuosität und Eindringlichkeit.

Hans Steger und Helmut Heinze haben als Lehrer und Schüler, gemeinsam in der von Wilhelm Gerstel gegründeten Tradition stehend, Werke wie „aus einem Geiste“ geschaffen, indem sie der menschlichen Figur eine zeitgemäße Form von Innerlichkeit und Empfindsamkeit verliehen.

Anja Himmel

Galerie Himmel

Aktuelle Ausstellung

Manfred Luther |
Konkrete Meditationen

28. März - 8. Juni 2024

Vernissage | Donnerstag, 28.3.2024, 19 Uhr | Laudatio:
Dr. Paul Kaiser, Kunst- und Kulturhistoriker, Kurator und Publizist, Dresden