Gabi Keil - Stadtlandschaften
Ausstellung | 17. März - 5. Mai 2012
Einführung
Die Stadt bietet der Malerei von Gabi Keil scheinbar Alles. Sie ist ihr Sujet, Faszinosum, Experimentierfeld und Metapher in Einem. In ihren Stadtlandschaften wird der urbane Lebensraum zur Bühne, auf der er selbst in seiner bisweilen berückenden Schönheit aber auch seiner Bizarrerie und Widersprüchlichkeit seinen Auftritt hat. Ob sie nun in der Dresdner Umgebung vertraut scheinende Eindrücke festhält oder während ihrer Aufenthalte in Paris, Madrid, Venedig und Florenz in fremdes Terrain eintaucht - immer begegnet sie ihren Motiven mit demselben gleichermaßen von Neugier und Sensibilität geprägten Blick.
Neben großformatigen, sich ins Land öffnenden Stadtpanoramen stehen vor allem kleine Veduten, die als Annäherungen und Momentaufnahmen zu verstehen sind. Es sind sorgsam gewählte Ausschnitte, abseits der Hauptstraßen und zentralen Plätze, abseits der allgegenwärtigen Sehenswürdigkeiten. Mehr noch, sie schaut dorthin, wo das Antlitz der Stadt austauschbar wird und sich wiederholt, malt verlassene Industriebrachen, baufällige Hinterhöfe und Vorstadtmotive.
Gabi Keil zeigt unspektakuläre, nicht selten stille Orte, die in ihrem ungestörten Sein eigentümlich präsent werden. Ihre Stadtlandschaften sind oft menschenleer. Sparsam werden Spuren menschlichen Lebens notiert, ein verwaister Tisch am Fenster, eine wehende Bauplane im Gemäuer, ein wartendes Boot im Kanal. Die Bildgewalt dieser ruhigen, beinahe lautlos wirkenden Malerei liegt in der Konzentration auf das Ganze, in der Bindekraft künstlerischen Sehens. Der bisweilen flüchtig anmutende Blick ist dabei genau durchdacht und durchkomponiert.
Mit ungewöhnlichen Perspektiven und einem strengen Bildaufbau gelingen eigenwillige, intensive Bilder. Gabi Keil arbeitet mit unaufdringlichen gedeckten Farben. Blau und Grau, Grün, Braun und Ocker werden gegeneinander gesetzt und zwischen Hell und Dunkel moduliert.
Gabi Keil steht für eine Malerei, in der das gegenständlich Realistische durch Unschärfe relativiert, man könnte auch sagen, gemildert wird. Die Konturen bleiben unscharf und der Horizont löst sich oft im Diffusen auf. Dies entspricht dem melancholischen Grundton dieser Malerei, der durch die tonige Farbpalette und die ereignisarmen Szenerien noch verstärkt wird. Greifbar wird dieser Aspekt auch in ihren sehnsüchtigen Fensterbildern, die ein Bildmotiv der Romantik aufgreifen und allein dadurch die Verleihung des Carl-Gustav-Carus-Preises bestätigen.