Corinna Rosteck - greenlight - Ausstellung 2012

Corinna Rosteck - greenlight  

Ausstellung | 7. Juli - 1. September 2012

Einführung  

Der Fotografie von Corinna Rosteck eignet eine bemerkenswerte Suggestionskraft. Die auf den ersten Blick kühl und verschlossen anmutende, metallische Oberfläche beginnt sich bei genauer Betrachtung zu öffnen. Das Dargestellte scheint sich im Vorübergehen, beim Heran- und Beiseitetreten zu verändern, beinahe so, als würde es auf uns und unsere Bewegung antworten. Der sich dabei entwickelnde Dialog zwischen Betrachter und Bild lässt eine Form von Lebendigkeit und Unmittelbarkeit entstehen, die man von konventioneller Fotografie nicht erwartet. Dieses überraschende und einzigartige Phänomen gelingt der Künstlerin durch eine technische Raffinesse. Sie verwendet für ihre Fotografien reflektierende Metallfolien, die mit transparenten Schutzfolien versiegelt und auf Aludibondplatten aufgetragen werden.

Die Fotografie von Corinna Rosteck fasziniert durch die Wahl ihrer Bildmotive: Ruhige, sich spiegelnde Wasserflächen, sanft und gleichmäßig sich wellendes Wasser, sprudelndes und spritzendes Wasser. Ihr Auge sucht die Struktur, den Rhythmus. Im Ausschnitt, in der extremen Vergrößerung sowie in der bewussten Einbeziehung analoger und digitaler Unschärfen zerfließen die Strukturen zu amorphen Trugbildern, die sehr malerisch anmuten, gerade so, als hätte die Fotografin ihre Kamera mit Pinsel und Farbe vertauscht. Der Rhythmus ineinander fließender linearer Strukturen illusioniert eine flirrende Bewegtheit, die den Bildern ihre bemerkenswerte Lebendigkeit verleiht. Bewegung spielt in den Arbeiten eine zentrale Rolle. Fotografien von Tänzerinnen mit theatralisch ausgreifenden Gesten und einer Farbigkeit, deren Sinnlichkeit das Auge regelrecht verführt, zeugen davon.  

Corinna Rosteck thematisiert in ihren Fotografien besonders Oberfläche, Transparenz und Spiegelung des Wassers. Das Faszinosum, das dem Wasser als Motiv zugrunde liegt, geht wohl auf seine schier unerschöpfliche Assoziationsfülle zurück. Wir wissen, wie es sich anfühlt, Wasser mit dem Finger zu berühren, Kreise in seine Oberfläche zu malen, ins Wasser einzutauchen. Die scheinbar stetige Bewegung des Wassers, seine extreme Veränderlichkeit sind Sinnbild für die fortwährende Veränderung allen Seins. Wasser steht für den Kreislauf der Natur und die Fruchtbarkeit auf der einen, für das Unberührte und Reine auf der anderen Seite. Klarheit, Durchsichtigkeit und Transparenz des Wassers sind jedoch trügerisch, denn es bleibt im Eigentlichen undurchschaubar, dunkel und geheimnisvoll, ja gefährlich. Und es besitzt eine nach wie vor ungebändigte Zerstörungskraft, in alttestamentarischer Erzählung im Sinnbild der Sintflut gefasst.  

Der optische Reichtum dieser Fotografie, ihre fein aufgefächerten Farbnuancen, ihr schillerndes Hell-Dunkel, erschließt sich ganz erst in der Bewegung. Man muss auf die Arbeiten zugehen, muss zur Seite treten, sie umkreisen. Wechselnder Lichteinfall verstärkt diesen Eindruck noch: Farbtöne des Wassers changieren, Wellen geraten in Schwingung, Wassertropfen beginnen zu perlen. Auch die Bewegung einer Tänzerin ist nur scheinbar gefangen, unser Auge folgt dem ausdrucksstarken Gestus, imaginiert die weiter laufende Bewegung. Diese Wahrnehmung wird durch das bewusste Einbeziehen von Unschärfen, welche die Strukturen fließend und weich erscheinen lassen, noch unterstützt. Corinna Rosteck lotet in ihren Arbeiten die Grenzen des Genres aus, lässt die Gegenständlichkeit der Fotografie mit dem Illusionismus der Malerei verschmelzen. Dies verwundert kaum, liegen ihre künstlerischen Wurzeln doch in der Malerei. Und es erscheint deshalb nur folgerichtig, dass sie sich selbst als eine "fotografische Malerin“ begreift.

Anja Himmel

Galerie Himmel

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Corinna Rosteck, liqidgreen

Liquidgreen ∙ 2011 ∙ Chromira pearl auf Aludibond